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Die Verfassungsschützer warnen in ihrem Jahresbericht vor Anschlägen internationaler Terroristen in Deutschland. Die Gefahr wird in dem Papier jedoch übertrieben – moniert ein Islamwissenschaftler. Die Behörden bewerteten oft vorschnell.
Berlin – Die deutschen Sicherheitsbehörden stellen nach Ansicht eines Experten die Bedrohung durch Islamisten zu drastisch dar. “Ich sehe die Gefahr, aber die Lage ist aus meiner Sicht dramatisiert”, sagte der Kulturwissenschaftler und Islam-Experte Werner Schiffauer. “Auch wenn man vereitelte Anschläge mit einbezieht, kann keine Rede davon sein, dass davon die größte Gefahr ausgeht.”
Der aktuelle Verfassungsschutzbericht der Bundesregierung nennt den internationalen Terrorismus als eine der größten Bedrohungen für die innere Sicherheit in Deutschland.
Das Phänomen des Salafismus werde zu undifferenziert betrachtet, sagte Schiffauer. “Der Verfassungsschutz kennt nur die Unterscheidung zwischen gewaltbereiten und politischen Salafisten”, sagte der Wissenschaftler der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). “Völlig vernachlässigt wird ein großer Teil, der zwar religiös sehr streng lebt, aber sich von jeglicher Politik fernhält und Gewalt ablehnt.”
Auch im Bezug auf die sogenannten Syrien-Rückkehrer müsse klarer unterschieden werden. Zwar gebe es radikale Islamisten aus Deutschland, die im syrischen Bürgerkrieg im Namen der Terrororganisation Isis ihre Gewaltfantasien auslebten. “Viele, die dort hinreisen, sind aber nicht an Gewalt beteiligt, sondern versorgen vom Libanon oder der Türkei aus die Not leidende Bevölkerung.”
Schiffauer stellt die Zahlen im Verfassungsschutzbericht infrage. Darin wird das “islamistische Personenpotenzial” in Deutschland aktuell mit gut 43.000 angegeben. “31.000 entfallen dabei auf die islamische Gemeinschaft Milli Görüs, der auch vom Verfassungsschutz bescheinigt wird, nie gewalttätig gewesen zu sein”, sagte Schiffauer.
20. Juni 2014, 10:01 Uhr
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